HA! Der letzte gerettete Guide, und auch gleichzeitig der Guide mit dem ich mich 2024 noch am intensivsten beschäftigen werde, denn My Home Hero läuft noch ne ganze Weile und die Geschichte, die um Familie Tosu erzählt wird hat mich so gepackt, dass ich nach jedem Band wild spekuliere was wohl als nächstes passieren könnte (ich lag nie richtig). Supereasy zusammengefasst sind da Papa, Mama und Töchterchen. Und alle hamse ein Problem. Und aus diesem Problem wird ein Netzwerk aus Lügen, Intrigen und Kopf ab. Bei My Home Hero wusste ich nach ein paar Kapiteln, dass ich diese Serie bis zum letzten Kapitel suchten werde.
Vorschusslorbeeren. GRRRR. Wie ich das hasse.
Aber. Es wurden im ersten Abschnitt bereits so viele Punkte als Satzzeichen verteilt, dass man ruhig mal eine Ausnahme machen kann. Seinen ist ja sowieso immer eine Ausnahme (boar, wie ich mir alles immer zurechtbiege). „Ich lese ja keine Seinen Manga.“ Den Satz haben wir doch alle schon mal gehört, oder? ICH LIEBE SEINEN, und ich bin bzw. war echt ausgehungert.
Ich geb zu, My Home Hero war für mich eher eine Kombination aus Frustkauf um die Wartezeit auf eine andere Serie zu verkürzen und Stimmen, die der Serie keine guten Chancen auf dem dt. Markt einräumen. Zu lang (aktuell 17 Bände in Japan, Band 17 ist im Februar 22 erschienen), zu unklar ob die Spannung gehalten werden kann, die Zeichnungen sind nicht besonders gut und die Charaktere benehmen sich komisch.
Wenn ich so etwas kritisches lese, gerade im Seinen Bereich, schrillt mein Unfugsensor, dann muss ich ran!
Und richtig.
Schon nach 50 Seiten hab ich mir die Frage gestellt, ob wir wirklich dieselbe Serie gelesen haben. Der Aufbau der Serie ist genau was ich von Seinen erwarte. Irgendwie hässlich. Es ist aber diese bestimmte Seinen Hässlichkeit die ich brauche, weil sie so unglaublich schön ist (1000 Hideo Rotznasen und schwurbel Emois an dieser Stelle und Grüße an Swampi). Normale Menschen, aber eben so leicht abstrahiert. Normale Probleme, naja bis auf die Leiche im Kofferraum und Geschwafel. Geschwafel? Geschwafel. Geschwafel und Verstrickung, das treibt ganz langsam voran was unausweichlich w… tja, keine Ahnung, bin ja selbst erst eingestiegen und kenne die Serie nur grob. Ich weiß doch auch nicht, warum ich mich gleich bei Band 1 hinreißen lasse so in die Tasten zu hauen. Und ich weiß auch nicht wie das Über 17 Bände aussehen soll, aber da es 17 Bände gibt, wird die Serie schon nicht nach vergammelten Fleisch müffeln was man so provisorisch in der Badewanne gekocht hat.
Halbwegs spoilerfreie Zusammenfassung:
Yakuza will Knete, Knete hat der Opi denn Opi hat gute Firma. Enkelin hat ersten Freund, Freund ist Yakuza, Yakuza prügelt Enkelin. Papi greift ein und brauch Hilfe von Mami… und dann wird alles ganz seltsam. Die Zusammenfassung bezieht sich auf gerade einmal etwas über 50 Seiten! Ein toller erzählerische Kniff, die Serie gaukelt einem vor langsam zu sein, eskaliert aber zügig. Durch Band 1 ziehen sich aber grundsätzlich eher leisere Tone, trotz der vielen Elemente von Gourmet und Gartenarbeit Manga. Egal wie man es dreht und wendet, My Home Hero ist nicht die Welt, in die man sich flüchten möchte, es ist eher die Welt, in der man Gott sei Dank nicht steckt, sondern einfach nur beobachten kann. Ich fang heute Band 2 an und werd den Guide länger betreuen. Wenn sich schon ein Verlag traut so eine Serie zu veröffentlichen, dann will ich auch wissen wie das über die Bühne gebracht wird.
Warten auf Band 3
Ich könnt langsam Band 3 vertragen, denn nach Kochrezepten und Gartenarbeit will ich endlich wissen, ob sich dieser fiese Gestank endlich aus der Wohnung verzogen hat. Einziger naja, Minuspunkt bisher sind die zu langgezogenen Folterszenen, das muss für mich nicht sein, aberrrrrrr: Ich weiß was ihr für schlimme Finger seid, und dass ihr immer heimlich Takashi Mike auf Video (das ist dieses Emoji, was ihr nie nehmt [I) guckt. Apropos auf Video, ich frag mich, ob die aktuellen Nebencharaktere Bestandteil der Serie bleiben, oder nur ne Momentaufnahme sind. Wenn sie weiter dabei bleiben, hoffe ich auf mehr peinliche Dad Szenen und dass Mutti mehr zu einer Manga gewordenen Inge Meysel wird.
Liest du noch immer diese Serie… in der nur gelabert wird? Ja.
Und Mami und Papi entwickeln sich als Charaktere prächtig. Ich glaube, als nächstes wird Tochter charakterlich ausgebaut, also könnte ich mir vorstellen.
Normale Menschen mit normalen Berufen und normalen Leben kommen in extreme Situationen, in denen es nur noch nach vorn gehen kann. Ein Fehltritt und das Konstrukt bricht in sich zusammen. So würde ich Band 3 kompakt beschreiben. Mit Band 3 setzt auch dieses „ach nee guck, aber wenn jetzt das und das passiert“ ein.
eMails sind die Schattenwährung und Kasen bleibt mein Favorit im Spiel der Spinne
Wir sind nun in Band 4 angekommen und alle, die gestöhnt haben „17 Bände?!“ ihr könnt aufatmen! Vor ein paar Tagen ist der achtzehnte Band in Japan erschienen.
Scheint ja jetzt nicht so0oooo ne schlechte Serie zu sein, oder? Es bleibt aber speziell. Ich überleg auch weiterhin, warum die Serie noch immer solche pseudo Geschwafel schlechte Kritik abbekommt, so richtig begründen kann es mir bisher niemand, immer nur „gefällt mir nicht, bla bla, Gechmackssache“. Das reicht mir nicht. Was ich mir vorstellen könnte ist, dass dieser kammerspielartige Doppelfokus (erster zeigt Charaktere, zweiter erklärt Abläufe) schwierig zu verarbeiten ist. Diese Erzählweise kennt man z.B. auch von den Blake & Mortimer Abenteuern, die sind ja erfolgreich, aber eben mitunter auch augenrollend verkannt, weil sehr erwachsen und bieder wirkend.
Oder noch simpler ausgedrückt: Arg konservativ. Erzahlerische Ausreißer passen nicht in den Fluss. Für Experimente bleibt gar keine Zeit, aber die Serie will auch gar nicht experimentieren, denn sie experimentiert schon genug mit ihrer eigenen Kantigkeit. Ein faszinierendes Gebilde. Mal gucken, ob ich Manga Cult erweichen kann extra für mich die Serie auf wöchentlich umzustellen.
Halbzeit
Wir nähern uns der Halbzeit und ich bin begeistert wie selten von einer längeren Seinen Serie, My Home Hero übertrifft mit Band 9 meine kühnsten Vorstellungen. Mein gedanklicher Plan, dass die Serie über etliche Bände so rumschippert, mit gut aufgebauten Charakteren, die einen liebevoll alle zwei Monate begleiten, vielleicht mal nem Twist hat sich ietzt zu einem waschechten Yakuza Drama entwickelt, was kaum noch fassbar ist. Für uns Leserschaft gibt es kein Verschnaufen, aber warum sollten wir es besser haben al die Charaktere?
Lest Murakami und guckt Miike
Eine schon fast Murakami ähnliche Erzählweise hat sich eingeschlichen und ist plötzlich allgegenwärtig. Wenn man ganz aufmerksam liest, erscheinen schon jetzt Hinweise auf das Ende, aber die Serie hat mich persönlich so oft überrascht, dass ich innerlich keine Prognose mehr für ich abgeben will.
Die Serie spoilerfrei zu beschreiben fällt mir wirklich schwer, jeder kleinste Hinweis auf den Fall Tosu könnte einen Teil des Lesevergnügens versauen.
Was ich aber mit Fug und Recht sagen kann ist, dass sich aus dem Manga mit Bierdeckelplot ein nie verfilmtes Takashi Mike Drehbuch entwickelt hat.
Das is übrigens mein Tipp für alle, die nach dem nächsten Band rumhecheln, lest Murakami und guckt Mike (oder besorgt euch das Buch Agitator – Cinema of Takashi Mike)
kein sanfter Ozean Nee, das ist die Serie nun wirklich nicht!
Vielleicht mal, so ganz kurz, aber dann reicht es auch schon wieder und die Serie wird zum Boss und zeigt, dass sie bestimmt wo es langgeht (naja, oder für die fantasielosen unter euch, die Mangaka zeigen wo es lang geht). Als Hauptelement die Leserschaft so einzubinden und zu fesseln, ist ein geniales Hauptelement und zeigt mit welcher Weitsichtigkeit die Serie entwickelt wurde. Ich gebe aber auch zu, dass das auch Leute verschrecken oder verschnupft zurücklassen kann. Die Serie hat nun mal ihren sehr eigenen Kopf. Bei uns im Unfug nennen wir das den Blake & Mortimer Effekt. Ich persönlich muss offen und ehrlich zugeben, dass ich mit keiner meiner Vermutungen von Band zu Band richtig lag. Schonungslos wurden neue Ebenen eröffnet, Charaktere kreiert und zerstört. Mitgerätselt wird aber weiterhin!
Was mir im Verlauf der ersten zehn Bände deutlich aufgefallen ist, die Serie bedient sich eher langsam filmischen Elementen, aber Stück für Stück immer mehr und mehr, es wird auch hin und wieder auf klassische tezukaeske Perspektiven gesetzt um Stimmung zu erzeugen. Gemischt mit Prägnanz in den Dialogen, hat man dann tatsächlich einen Film im Kopf. Vieles aus den ersten neun Bänden bleiben so auch irgendwie immer im Bewusstsein der Leserschaft. OH LOL! Ich hab noch gar nichts über die Tiefe der Charaktere geschrieben. Das muss ich zu Band zehn unbedingt noch loswerden, denn Band zehn lässt aus sowieso schon tiefen Charakteren plötzlich Persönlichkeiten entstehen. Bei allen Spannungsbögen und hin und her und trallala, Band zehn hat in mir ausgelöst was letztmalig 1q84 geschafft hat, als ich mit Aomame und Tengo gefiebert hab. Familie Tosu darf nichts passieren egal wie scharf die Rasierklinge ist auf der sich sich bewegen.
Dieser Guide wird bald mit einem weiteren Post fortgesetzt, Daten zur Serie aktualisiert, in Japan ist die Serie ja bereits bei Band 22.