Backlist Gold Manga

Geretteter Golden Kamuy Guide

Der Golden Kamuy Guide war auf Instagram meines Erachtens der erste Guide, der voll ausgeschöpft wurde. Immer sehr nah an den VÖ Terminen orientierte Posts, viel Feedback von Fans die damit die Wertigkeit der Serie unterstrichen haben.

Mir sind gerade kurz vorm Posten 3 Dinge durch den Kopf gegangen.

1) wie lustig es ist, dass Golden Kamuy hier auftaucht, denn hier im Backlistgold wird ja auch nach Gold gesucht 2) wie traurig es ist, dass genau diese Serie hier gelandet ist, eigentlich sollte sie nämlich eher in aller Munde sein (HINNA HINNA) und 3) ich und meine große Klappe, von wegen zwanghaft und regelmäßige Backlistgold Guides, aber zur Entschuldigung gehört auch die Tatsache, dass ich mir jede Serie, die hier auftaucht, noch mal sehr genau unter die Lupe nehme

Golden Kamuy is ein Brocken!
Schon bei dem Guide hier werd ich bei Weitem nicht alles unterkriegen was mir im Kopf dazu schwirrt. Golden Kamuy bewirkt nämlich bei mir im zweiten Durchlauf (hatte als erstes die US Ausgabe bis Band 10/11+ oder so gelesen und bin dann raus) was total merkwürdiges. Sie entfaltet sich jetzt erst mal so richtig richtig und nicht zu knapp.

Die Crux
Ich will an dieser Stelle kein Wort über Ainu und Geschichte Japans verlieren. Ich denke nämlich, genau da liegt die Crux warum die Serie es auf dem dt. Markt so schwer hat. Die Serie ist sehr komplex. Vieles wird erklärt, sehr gut sogar (!) aber: Die zweite Reihe Konflikte erfordern ein derart tiefes Wissen über spät Meiji und Anbahnung Taisho Era, dass man schon fast frustriert in den Sack hauen möchte. Man liest manchmal gefühlt gebremst, ich kann das schwer beschreiben, weil ich versuche objektiv zu bleiben, aber ich stecke zu tief drin. Versteht ihr? Ich hoffe nicht, denn ich verstehe auch nicht.

Vaterlicher Rat und Amen
Ich empfehle ungern wie man eine Serie am besten lesen solite, aber im Fall Golden Kamuy würde ich dazu raten, die Serie erst einmal als ein bodenstandiges Abenteuer anzusehen und laufen lassen. Man kann noch immer zurück und neu starten oder sich tiefere Informationen beschaffen um eine weitere Facette der Serie zu erkennen oder freizulegen. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass genau dieses Element den Geist der Serie ausmacht.

UND DER GEIST IST STARK!
Hinzu kommt Humor, der manchmal so nahtlos in Nonsens übergeht dass sich die Serie zeitlos anfühlt wie ein LTB. (MAN EY, solche Komplimente bekommt sonst nur meine Frau)

Tia nun…
Den Guide zu beenden, ohne inhaltlich auf die Serie einzugehen oder zusammen zu fassen fallt mir schwer, aber einer muss ja, also:

Z wie Zusammenfassung
Sugimoto & Asirpa suchen Gold und essen gern, wenn sie nicht gerade Haut von Straflingen abpausen. Ihre Gegenspieler können nicht so gut abpausen und müssen deswegen andere Wege gehen. Und genau in diesem Moment wird Shiraishi in den Kopf gebissen, Lieutenant Tsurumi läuft eine Flüssigkeit aus dem Kopf und Ushiyama ist mal wieder geil wie 10 Matrosen und muss dringend in ein Bordell. Viele Erklärungen, CHITATAP, HINNA HINNA und OSOMA.

Wär ich Arzt
Wär ich Arzt, würde ich euch jede Woche zehr Asirpa Gesichter verschreiben. Habt ihr jetzt verstanden? Also ich schon! Also nicht.

Band 19
Ich bleib Fan und hibbel auf Band 20! Jetz so nach 19 Bänden, muss ich auch sagen, dass mir das Erzahlkonzept am besten gefallt. Klar is alles spannend, es bleibt aber auch punktuell sehr lustig aberrrrrrr, die Spannung um so ein Geheimnis zu knüpfen kann immer schnell schief gehn, in Golden Kamuy jedoch ist DAS genau der Bossmove.

Band 20
Shiraishijaulen weil es hier im Guide schon länger kein Update gab
Das hat auch seinen Grund, denn egal was ich in die Tasten haue, es sind immer so gravierende Spoiler mit an Bord, dass ich euch den ganzen Spaß versauen würde. Aber wo sind wir denn eigentlich? Band 20! Letztes Drittel bricht an, und Band 20 ist meiner Meinung nach der bisher beste Band der Serie, aus folgenden Gründen..

Die Story ist mittlerweile so komplex, dass es von aussen wirkt als würde man nie durchsteigen, aber Gegenteil is angesagt, man versteht alles. Die Kombination aus ernster Handlung und Klamauk-Pointen und ab und deftige Action als Anker machen jeden Band zu purem Vergnügen. Und obwohl man es nicht machen müsste, macht man es trotzdem: EINEN ALTEN BAND AUS DEM REGAL POPELN! Nur um zu gucken ob man das wirklich gelesen hat. JA, das ist tatsächlich alles passiert denk ich mir dann immer.

Die brilliante redaktionelle Betreuung bekommt mit Band 20 auch noch einmal einen Schub, ich müsste eigentlich Superlative verteilen, aber ich sträub mich. Vor uns liegen ja noch ein paar Bände, und man kann nie wissen wieviel Shiraishi auf Redaktionen abfärbt. Ich geh aber noch mal schwurbelig genauer drauf ein was für mich in diesem Fall „brilliante redaktionelle Betreuung“ heißt. Im Gegensatz zur US Version (die auch sehr sehr gut ist), versteht es Manga Cult in bestimmten Kapiteln und bestimmten Szenen die Töne so zu reduzieren, dass Inhalte Zwischen den Zeilen zum Vorschein kommen. In Band 20 finde ich es in einem Kapitel bisher am gelungensten. Keine
Schnörkel, sondern eine gewissen Bescheidenheit fangt den Geist der Serie ein.
Band 21 liegt geladen vor mir, wenn Unfug Baby es zulaßt werd ich diesen Band kommenden Sonntag im Wintergarten zubereiten.

Eierlegende Wollmilchsau, aber vegan!
Das ist Golden Kamuy Band 21. Ich wusste zwar schon ungefähr was mich erwarten wird, aber diese Seiten haben dann doch noch mal alles übertroffen was ich erwartet hab. Der Band bleibt sich treu, man verfolgt fast schon spielerisch den Klamauk, den so lieb gewordene Charaktere in Shögekijo Manier darbieten und plötzlich wird der Handlungsfaden so ernst voran getrieben und Strange beendet, dass es einem schier Tränen in die Augen jagd. Ich würd auch sagen, dass genau dieser Band einen Grundstein für die nachsten 10 Bande legt, denn er hat plötzlich völlig neue Optionen erschaffen, ganz zu schweigen von einer neuen Vielschichtigkeit der Charaktere. Sichtweisen verändern sich ja gern in Golden Kamuy, aber kombiniert mit charakterlichen Tiefenspiel, wird aus sehr gut ein einfach unglaublich genial, bis zur letzten Seite (jetzt hätte ich euch beinahe einen Vollspoiler verklickert).

Zerrissenheit – Haben wir eigentlich den selben Band gelesen?
Das wird jetzt im letzten Drittel von Golden Kamuy immer häufiger Thema, besonders in Band 23. Bei aller Schatzsucherei, Abenteuer, Action, Drama und Nonsens, die Zerrissenheit, die die Serie zeigt wird nie thematisiert. Jedenfalls hab ich nie so wirklich was drüber gelesen, weder hier noch sonst wo. Schon vor ein paar Bänden ist mir aufgefallen, dass die Serie sich zu einem Rückspiegel entwickelt. Golden Kamuy zeigt sehr real die Zerrissenheit Japans in spät Meiji. Ein ziemlich großer Wendepunkt ist ein realtiv kleiner Dialog in einem Vorband. Es wäre m.E. kein echter Spoiler, wenn ich euch das hier erklare, aber ich will mal lieber nix riskieren. Für alle die ein Knochen wollen, achtet mal auf Koito, er steht wie ein Sinnbild dafür.

Ich finde beachtlich was und wie die Serie Inhalte transportiert. Ständig neue Details oder Anspielungen, aber nur selten plakativ, dieses Element ist dem Nonsens und Klamauk vorbehalten . Gleichzeitig macht es die Serie aber auch zu einem Berg den man ers ma erklimmen muss. Was viellicht für den Aufstieg hilft: Spät Meiji beendet quasi das „alte“ Japan. In Golden Kamuy wird das sehr ausgefeilt dargestellt, fast schon wie ein Stück Handwerk, ein besonderes Stück, es zeigt die Zerrissenheit
Japans in Spät Meiji.

Der Guide wurde auf Instagram nicht beendet und wird hier auf Unfug Blog weitergeführt. Die Serie läuft in Deutschland ja noch ein gutes Jahr. Ebenso, liefere ich euch noch die Kontraste nach von denen ich immer in meinen Golden Kamuy Monologen blubbere.