Manga

Von Nixen und Meeren – Kaikisen und Mermaid Prince

Als Inselstaat ist es eigentlich verwunderlich, dass Meereswesen keine größere Rolle in Mangas spielen – oder kommen die einfach nicht bei uns an? Umso erstaunlicher, wenn sich gleich zwei Bände dazu auf unserem Neuheitentisch treffen. Ich hab in beide meine Nase gesteckt und mochte sie.

(c) Carlsen

Die Graphic Novel Kaikisen spielt in den 1980er Jahren, in einem beschaulichen Fischerstädtchen. Yosuke ist der Sohn des Shinto-Priesters. Er kümmert sich darum, dass das im Schrein aufbewahrte Nixenei wöchentlich frisches Meerwasser bekommt. Was genau es mit dem Ei auf sich hat, wird er – wie wir – im Laufe der Geschichte erfahren.

Darin prallen die Interessen verschiedener Generationen aufeinander. Yosukes Großvater hat großen Respekt vor der jahrhundertealten Abmachung mit der Nixe (das Ei ist nur in Verwahrung), während Yosukes Vater mit gierigen Investoren kungelt, die den Ort auf Teufel komm raus „entwickeln“ wollen. Und dann ist da noch Natsumi, die zum Studium den Ort verlassen hatte, aber wieder zurückgekehrt ist.

Die Geschichte ist spannend erzählt und hat Nixe-sei-Dank eine ordentliche Portion japanischer Mystik, die ich ganz gern mag. So lange es nicht Überhand nimmt … Der Zeichenstil ist ziemlich oldfashioned, lenkt dadurch aber nicht von der Handlung ab. Verfolgungsfahrten mit Boot und Auto, ein großes Sommerfest mit Feuerwerk und eine angefressene Nixe (dass die so groß sind …) , die mal eben einen Tsunami auslöst – hier ist alles dabei.

(c) Carlsen

Nicht unähnlich gelagert ist eine der Kurzgeschichten in Mermaid Prince. Auch sie spielt am Meer, auch hier gibt es eine Nixe, mit der man sich besser nicht überwirft. Man kann sich aber auch etwas bei ihr wünschen. Heldin dieser Geschichte ist Matori, eine aufgeweckte Rotzgöre. Sie freundet sich mit dem Zugereisten Mugi an. Dessen große Schwester ist zu ihrem Freund Kotaro auf die Insel gezogen – weil die Eltern nicht mehr leben, musste der kleine Bruder mit.

Die beiden Teenager haben eine gute Dynamik, der etwas schwermütige Mugi, der nicht so recht ankommen will und die quirlige Matori, die aber auch ihren Kummer hat. Die Nixe kommt auf den Plan, als Tauchlehrer und bald-Schwager Kotaro von einer Rettungsaktion nicht wieder zurückkehrt. Da müssen Mugi und Matori aktiv werden, damit alles zu einem guten Ende findet.

Die anderen beiden Geschichten im Band sind völlig anders gelagert, haben aber auch ihren Charme: In Ametsukigahara verliert die eigenwillig-sympathische Akari kurz vor Beginn der High School ihre beste Freundin, als diese mit einem Jungen zusammenkommt. Akari trifft ihn einige Monate später zufällig, er ist nicht mehr mit Fumika zusammen. Sie verbringt mit Kaji eine Nacht am Meer und danach ist nichts mehr wie es wahr. Haaach, Coming of Age at its best.

Snowy Day wiederum spielt im Winter. Eine Bibliothekarin erlaubt einem abgerissen wirkenden jungen Mann und seinem Sohn, sich für ein paar Stunden in der Bibliothek aufzuwärmen. Später am Abend begegnet sie den beiden kurz in der Stadt. Am nächsten Morgen berichten die Nachrichten von einem Wildschwein, dass ein LKW angefahren hat … und da blitzt sie kurz wieder auf, die japanische Geister- und Dämonenwelt. Hier aber in einer freundlichen Version.