Täuscht mein Eindruck oder häufen sich in den letzten Monaten Tanz-Mangas? Seit vor ein paar Tagen Navillera auf unseren Neuheiten-Tisch geflattert ist, lässt sich das Phänomen nicht mehr übersehen. Aus der Kindheit leicht tanz-vorbelastet, habe ich natürlich auch da mal reingelesen und – ihn für gut befunden.
Deok-Chul ist 70, ein Rentner. Da er nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen will, arbeitet er auf einem Schrottplatz. Während seine Frau im Krankenhaus ist, kümmert er sich liebevoll um sie und besucht sie jeden Tag. Um seinen Geburtstag herum, reift ein Plan in ihm heran: Er will Ballettunterricht nehmen.
Schon als Kind war er von Ballett fasziniert, hatte aber nie die Gelegenheit, sich darin auszuprobieren. Zur Feier der Entlassung seiner Frau kommt die ganze Familie zusammen – und ist ENTSETZT, als er ihnen von seinem Vorhaben erzählt. Nur sein jüngerer Sohn Seong-Gwan hält zu ihm.
Und dann ist da noch Chae-Rok, ein junger Tänzer an der Ballettschule, an der Deok-Chul schließlich seinem Traum einen großen Schritt näher kommt. Unmotiviert schlägt sich Chae-Rok durchs Leben und hofft, dass irgendwann schon der große Durchbruch kommen wird.
Dass er dafür auch etwas tun muss, scheint er noch nicht realisiert zu haben. Der Leiter der Ballettschule spannt die ungleichen Männer vor einen Karren und ernennt den jungen Chae-Rok zum Lehrer von Deok-Chul. Der wiederum soll als Manager von Chae-Rok fungieren und dafür sorgen, dass dieser sein Leben in den Griff kriegt.
Was mag ich an der Geschichte? Deok-Chul ist ein grundsympathischer Mensch. Man wünscht ihm aus ganzem Herzen, dass er sich gegen die Widerstände in seiner Familie behaupten kann. Er bringt viel Verständnis für den jungen Chae-Rok auf, fordert ihn aber auch. Man ahnt, dass aus den beiden ein gutes Team wird und ist sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergeht.
Ich mag auch die ersten zögerlichen Versuche Deok-Chuls, die Ballettänzer zu imitieren. Natürlich geht’s erst mal an der Stange los, wo die klassischen Bewegungsabläufe eingeübt werden. Seine Haltung ist für den Anfang gar nicht schlecht, aber die der Tänzer natürlich um Längen besser. Aber was hat es mit dem Schmetterling auf sich? Vielleicht klärt sich das ja in Band 2.
Die Bewegungen in den Tanzszenen fand ich übrigens bei Wandance überzeugender. Bzw. haben die mich beim Lesen dieses Mangas echt beeindruckt! Hier wird jedoch nicht klassisch getanzt, sondern Hip Hop.
Im Zentrum dieser Geschichte steht der Highschool-Schüler Kaboku. Der ist schüchtern und redet nur wenig – nicht zuletzt, weil er stottert. Zufällig sieht er seine Klassenkameradin Wanda in einer ruhigen Ecke der Schule für sich tanzen und ist fasziniert. Er geht zum Schnuppertraining des Tanzclubs, lernt dort die ersten Tanzschritte und: hat Talent.
Coffees Zeichenstil ist etwas speziell und eher nicht mein Fall, aber wie schon gesagt, fand ich die Art, wie sie Bewegungen zeichnet, hoch beeindruckend. Man meint förmlich, die pumpenden Bässe hören und die cool-geschmeidigen Moves sehen zu können. Topp!
Noch etwas jünger ist der Held des dritten Mangas im Bunde: Tanz in die abendliche Stille.
Denn Rintaro ist Grundschüler. Er lebt Mitte der 80er Jahre mit seiner Familie in Hiroshima. Seine Mutter lebt nicht mehr, also muss sich seine große Schwester um den Haushalt kümmern. So wie Deok-Chul und Kaboku ist auch Rintaro zufälliger Zeuge von etwas, was ihn dann nicht mehr loslässt. In diesem Fall ist es rhythmische Sportgymnastik mit Band.
Wie im Falle Deok-Chuls ist das Unverständnis allenthalben riesengroß. Ein Junge, der Frauensport machen will? Trotz des Verbots seines Vaters nimmt er am Training teil und überzeugt durch seine Beharrlichkeit. Der zunächst tollpatschige Junge wird von Mal zu Mal besser und nachdem sie ihn zum ersten Mal mit dem Band auftreten sehen, hören auch die Hänseleien der anderen Kinder auf.
Der Zeichenstil (oder ist es nur Rintaros Frisur?) erinnert an Aki Iries Ran und die Nähe zum Meer wiederum an Asadora, was der Geschichte natürlich keinen Abbruch tut. Als Minderjähriger sieht sich Rintaro natürlich anderen und größeren Schwierigkeiten ausgesetzt als Deok-Chul. Nicht zuletzt, weil es ja sehr wohl Balletttänzer gibt. Aber Herren, die mit Band, Ball und Keulen turnen? Eher weniger.
Es flattert übrigens sehr schön im Manga, das Band! Da bekommt man gleich große Lust, das selbst mal auszuprobieren. Also wundert Euch nicht, wenn ich demnächst im Laden mal rumflattere.