Ein weiterer „Big Name“ der US- Comic-Industrie ist verstorben. Jim Shooter ist seinem Kampf gegen den Speiseröhrenkrebs erlegen; er wurde 73 Jahre alt.

Autor und Redakteur Mark Waid gab Jim’s Tod auf Facebook bekannt; Benjamin Shooter (der Sohn) bestätigte anschließend gegenüber den US-Medien die traurige Nachricht.
Jim Shooter schrieb seine ersten Comic-Stories bereits gegen Mitte der 60erJahre; seine ersten Veröffentlichungen bei „National Comics / DC„. Der legendäre DC Redakteur Mort Weisinger kaufte Jim Shooters eingesandte Manuskripte (und Artwork) und stellte Shooter schließlich fest an. Jim war damals erst 14 Jahre alt, und konnte mit diesen zusätzlichen Einkünften seine Familie unterstützen…
Jim imitierte damals laut eigener Aussage den Schreibstil der bereits damals sehr populär gewordenen Marvel Comics und lockerte damit die zu dieser Zeit etwas hölzernen Stories bei DC auf. So kreierte er neue Charaktere für die „Legion Of Super-Heroes“, jener Gruppe von Super-Teenagern deren Geschichten im 30. Jahrhundert angesiedelt waren; aber auch Schurken (wie die „Fatal Five“ oder Superman’s Nemesis „The Parasite“) entstammen seiner Feder, ebenso wie das erste Wettrennen zwischen Superman und The Flash („Roter Blitz“)…

Ab Mitte der 70er Jahre arbeitete er schließlich beim Marvel Verlag als Redaktionsassistent und Autor. Anschließend stieg Shooter sogar zum dortigen Chef-Redakteur auf.

In dieser neuen, gehobenen Postion professionalisierte er Marvel: Fortan bemühte man sich um pünktliches Erscheinen der comic books. Autoren, Zeichner, Letterer erhielten erstmals Tantiemen und wurden (für US-Verhältnisse ungewöhnlich) zum Teil auch krankenversichert…

Auch lag ihm die Förderung neuer Talente im Autoren und Zeichner-Bereich am Herzen: Comic-Schaffende wie etwa Chris Claremont und John Byrne („Uncanny X-Men“), Frank Miller (mit „Daredevil“) oder Walter Simonson („The Mighty Thor“) und viele weitere wurden von Jim besonders unterstützt und gefördert.
Mit der von ihm getexteten 12-teiligen „Secret Wars“ Miniserie führte er das Konzept der Veröffentlichung von sogenannten Crossover-Events ein. Ihm kam zu Ohren, das Konkurrent DC anläßlich seines 50. Verlags-Jubiläums in 1985 ein solches „Crossover“ plante (die berüchtigte „Crisis On Infinite Earths“ Maxi-Serie); dem wollte Marvel natürlich mit „Secret Wars“ zuvorkommen. „Secret Wars“, von Shooter auch konzipiert als Werbeträger für neue Action-Figuren von Mattel, wurde ein sehr großer Verkaufsserfolg und gilt unter Comic-Experten auch heute noch als das zweiterfolgreichste Crossover-Event (nach DC’s „Crisis“)!

Jim Shooter’s teilweise autoritärer Führungs-Stil kam aber nicht bei allen Marvel-Mitarbeitern (Redakteure, Autoren usw.) gut an… so das er dort schließlich 1987 abgesägt wurde.
Schließlich sorgte er noch dafür, das Frank Miller zu DC wechselte, um dort den Comic-Klassiker „The Dark Knight Returns“ zu erschaffen. Auch John Byrne („Fantastic Four“) wechselte auf Anregung Shooters zu DC, wo sein 1986er Superman-Relaunch ein riesiges Medienereignis wurde, selbst dem „Time Magazine“ war dieser Neu-Start damals eine mehrseitige Titel-Story wert…
In den 90er-Jahren sorgte Jim beim Verlag Valiant für die Wiederbelebung / Nutzung von klassischen Comicfiguren des Verlags Gold Key, wie etwa „Magnus Robot Fighter, „Solar, Man of the Atom“ und anderen.

Schließlich ging Jim zu dem kurzlebigen Verlag Broadway Comics, einem Ableger der Firma Broadway Video. Langfristig begann er sich aus der US- Comic-Branche zu verabschieden. Im Jahre 2007 kehrte er für mehrere Monate zu DC Comics zurück, um dort die „Legion of Super-Heroes“ zu texten; im Jahre 2010 folgten noch Geschichten für Dark Horse Comics.
“Jim was an excellent superhero writer, a character creator, an editor with an eagle eye and a man who gave his all to what he did,” schrieb Paul Levitz, ehemaliger Präsident von DC Comics, der in den 1970er und 1980er Jahren als Comic-Autor und -Redakteur arbeitete, auf Facebook. „From my perspective, he was far weaker as an enterprise leader, and unfortunately that was what he most wanted to be. His sense of history was not, in my view, as good as his sense of fiction. But what he did well, he did gloriously … and my inner child will always be grateful for his inspiration.”

Jim Shooter in der Grand Comic Book Database
Jim Shooter in der US Wikipedia
Remembering Jim Shooter (via “The Beat”)
R.I.P. Jim Shooter (via “Bleeding Cool”)
James Shooter
* 27. September 1951
† 30. Juni 2025