Heute gibt es ein etwas anderes Backlist Gold, heute geht es nicht um einen Titel, oder Serie, heute geht es direkt um einen Mangaka.
Einen Mangaka, der eigentlich gar kein echter Vollblut Mangaka ist, sondern sich als Künstler dazu entschlossen hat, nach vielen Jahren Bildhauerei, Installationen und Fotografie, Manga zu kreieren.
Eldo Yoshimizu, der große Zankapfel der dt. Mangaszene. Die einen lieben seine Werke, weil sie vollkommen anders geprägt, erzählt und gezeichnet sind.
Andere belächeln oder verabscheuen schon fast sein Schaffen, weil es sich bei Ryuko, Gamma Draconis und Hen Kai Pan ja gar nicht um „echte Manga“ handelt (letzteres konnte mir bisher von keiner kritischen Stimme vernünftig erklärt werden, schade).
Ich geb zu, anfangs musste ich mir selbst die Augen reiben. Was ist hier los, was veröffentlicht Carlsen da? Ryuko, ein Edeltrash vor dem Herren, wild und schwer zu packen. Irgendwie wirkt es wie eine verwestlichte Version Mikiya Mochizuki. Was soll das? Und genau das finde ich, macht einen Künstler aus, egal ob Comic, Manga, Fotografie ect., sobald man gezwungen wird zu hinterfragen, hat der Künstler seinen Auftrag erfüllt.
Damit wäre Eldo Yoshimizu nun an der Wurzel gepackt. Tschüüüühüüüüss…oder nee, wir haben ja nun erst eine Backlist Gold Facette Eldo Yoshimizus freigelegt. Da er nun mal Künstler ist, ist er auch sehr weltoffen geprägt, Showaboy sowieso durch und durch, das hab ich selbst beim ersten Kennenlernen gemerkt, als er mir zur Begrüßung seine Flosse hingestreckt hat und ich nullkommanull drauf vorbereitet war (ich habe etliche Mangaka und Japaner kennengelernt, die Hand haben mir nur sehr wenige gereicht, so aus dem Bauch raus unter fünf Personen).
Gamma Draconis, die Koproduktion mit Benoist Simmat (<- Ich hab da mal was interessantes verlinkt) liest sich noch mehr wie ein frankobelgisches Album, aber es ist wie mit der japanischen Küche, die sehr von Fusionsküche geprägt ist, man sollte sich drauf einlassen und die Weltoffenheit Eldo Yoshimizus genießen. Unterm Strich bleibt nämlich auch bei Gamma Draconis der Geschmack von „was war das denn jetzt“ hängen, und selbst wenn man diesen Geschmack nicht mag, ist er doch sehr wichtig, denn über den Tellerrand zu gucken und neu erfinden, um einen Fortschritt zu erlangen, empfinde ich für Manga als einen essentiellen Antrieb.
AU MAN, und jetzt müssen wir noch über Hen Kai Pan reden. Hen Kai-Steffen Schwarz Pan müsste dieser Titel heißen (sorry für den Flachwitz, aber den hatte mal Petra Lohmann gebracht, als sie mit Eldo und Hiro bei uns im Laden waren). Allein was dieser Manga für eine Hintergrundgeschichte hat ist schon den Eintritt wert.
Im Gegensatz zu Eldo Yoshimizus ersten Titeln, finde ich, bewegt sich Hen Kai Pan trotz irgendwie so moebisusesker Influenzen weg vom alten Eldo Yoshimizu. Aktuell kann man auf seinem Instagram Account auch immer wieder mitansehen wie er an Ryuko Vol.3 arbeitet, das sieht man es noch stärker. Ob das jetzt gut oder nicht gut ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Grundsätzlich finde ich es immer interessant, wenn Künstler oder Mangaka ihren Schaffensweg oder Stil ändern. Ob das im Fall von Ryuko eine gute Idee ist, wird man sehen wenn Band drei erschienen ist.
Ah ja, mir ist am Wochenende beim Re-read erst einmal so richtig aufgefallen, wieviel Mühe sich Carlsen bei der Herstellung von Ryuko (und eigentlich allen Bänden) gegeben hat. Nicht nur der Prägedruck auf den Covern von Ryuko passen, nee, der hohe Kontrast beim Druck unterstreichen noch einmal so richtig Eldo Yoshimizus energischen Stil.
Tja, mal gucken ob dieser Guide noch einmal weitergeführt wird. Wenn es etwas neues von Eldo Yoshimizu auf Deutsch geben sollte bestimmt, versprochen, großes Comicverkäuferehrenwort.